IMPRESSUM   |   KONTAKT |   DATENSCHUTZ

Differenzierung von Trauerprozessen

Erschwerte Trauer
Verschiedene Risikofaktoren können dazu beitragen, dass der spätere Trauerprozess erschwert verläuft.
Dazu zählen auch die Umstände des Todes und die Todesart wie z.B.:

° Tod durch Gewalt (z.B.Unfall, Mord)
° nach dem Tod eines Kindes
° mehreren Trauerfällen innerhalb kurzer Zeit
° Verluste, bei denen kein Abschied möglich war
° tabuisierte Todesarten (z.B. AIDS, Suizid)

Weitere Risikofaktoren sind die vorangegangenen Verluste und Brüche im Leben des/der Trauernden, die Persönlichkeit und soziale Faktoren, wie z.B fehlende Unterstützung im sozialen Umfeld. Zudem ist ausschlaggebend wie die Beziehung zwischen Trauernden und Verstorbenen war. Wichtig für den Verlauf eines Trauerprozesses sind die Ressourcen, die Trauernde mitbringen.  Dazu gehören auch die Bewältigungsstrategien, die in schwierigen Lebenssituationen entwickelt und erlernt worden sind. Zu den Risikofaktoren zählen auch evt. traumatische Bilder und Schwierigkeiten Gefühle zuzulassen und auszudrücken.
Bei erschwerter Trauer ist eine Therapie häufig hilfreich, um den Weg zurück ins Leben zu finden.


Komplizierte Trauer
Für das Vorliegen einer komplizierten Trauer sind der Faktor Zeit, die emotionalen Reaktionen und die Biographie eines Trauernden ausschlaggebend.
Die Intensität der emotionalen Reaktionen, die für die erste Zeit in jedem Trauerprozess sehr schmerzhaft ist, lässt über viele Monate nicht nach. Die Symptome sind so massiv, dass es den / die Trauernde daran hindert in das Leben zurück zu kehren.
Für die Diagnose einer komplizierten Trauer sollte das erste Trauerjahr abgewartet werden. Dieses erste Jahr ist für Trauernde allgemein eine schwere Zeit, weil es viele Tage enthält, an denen intensive und schmerzhafte Gefühle und Erinnerungen durchlebt werden. Das gilt besonders für den ersten Todestag, aber auch für Tage wie z.B. Geburtstage (der/des Verstorbenen wie auch der des/der Trauernden), Kennenlerntag, Hochzeitstag.....Erst nach dem Durchleben dieses ersten Jahres ohne den/die Verstorbene/n kann eine Aussage darüber getroffen werden, ob die Intensität des Trauerschmerzes sich beruhigt oder sich diese Gefühle, wie auch Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sich sogar noch vertiefen.


In der Biographie von Menschen mit komplizierter Trauer finden sich:
° unsichere Bindungen in der Kindheit
° Verluste in Kindheit und Jugend
° enge, intensive und ausschließliche Bindung an die/den Verstorbene/n
° Begleitung im Krankheits- und Sterbeprozess, die als eng und positiv erlebt wurde
Menschen mit einer depressiven oder ängstlichen Persönlichkeitsstruktur kann der Umgang mit Trauer besonders schwer fallen, so dass eine professionelle Unterstützung hilfreich ist.

Traumatische Trauer
Bei der traumatischen Trauer prägen immer wiederkehrende, belastende Erlebnisse und Bilder (Flashbacks) den Trauerprozess. Traumatische Trauer sollte erst ab einer Zeitspanne von 6 Monaten diagnostiziert werden. Wenn der/die Trauernde über geeignete Bewältigungsstrategien verfügt, kann es sein, dass sich die belastenden Symptome innerhalb dieser Zeit von selbst geben. Wenn dies nicht der Fall ist, sollten die traumatischen Erlebnisse in einer Traumatherapie bearbeitet werden.


Nachholende Trauer
Wenn der Anlass für die Trauer länger zurückliegt und  noch nicht betrauert werden konnte, ist es sinnvoll und möglich diese Arbeit nachzuholen.
Vermeiden oder verdrängen Trauernde dauerhaft die Konfrontation mit ihren Gefühlen und weichen der nötigen Trauerarbeit aus, können sich psychische Störungen entwickeln wie z.B. Depressionen, chronische Schlafstörungen, körperliche Beschwerden oder Suchtverhalten. Bestehen bereits psychische oder psychosomatische Erkrankungen, können sich diese verstärken.